Gift- und Rauschpflanzen in der frühen Antike

Ein Ausflug in die Welt der Ilias und Odyssee

Autor/innen

  • Michael Wink

DOI:

https://doi.org/10.11576/biuz-4988

Schlagworte:

Homer, Bronzezeit, Rauschpflanzen, Gifte, Heilpflanzen, Ilias, Odyssee

Abstract

Homer schildert in den Epen „Ilias“ und „Odyssee“ die Welt der Bronzezeit vor rund 4000 Jahren. Viele Nahrungspflanzen, die wir heute nutzen, waren schon damals bekannt. Auch kannte und nutzte man diverse Gift- und Rauschpflanzen: Eisenhut, Schierling, Herbstzeitlose und Oleander waren berüchtigte Giftpflanzen, die als Pfeilgifte, für Morde, zur Selbsttötung und bei Todesurteilen eingesetzt wurden. Das Alkaloid Cyclopamin aus dem Weißen Germer kann als Missbildung ein zentrales Stirnauge hervorrufen; diese Folge von Vergiftungen waren vermutlich die Grundlage für die Gestalt des einäugigen Zyklopen Polyphem. Rauschpflanzen wie Schlafmohn, Alraune und Bilsenkraut enthalten psychoaktive Alkaloide. Als Nepenthes-Trank diente der Schlafmohn zum Vergessen von Sorgen und Schmerzen, Pflanzen mit Tropanalkaloiden wurden zum Verzaubern genutzt. Die Zauberin und Göttin Kirke verwendete Extrakte aus der Alraune, um die Gefährten des Odysseus in Schweine zu verwandeln. Odysseus kannte den Trick und aß vor dem Besuch der Kirke die Zwiebeln des Schneeglöckchens, welches das Alkaloid Galantamin als Antidot enthält. Noch älter war wohl die Erkenntnis, dass Wein und Bier verlässlich einen Rausch hervorrufen können. Wein spielte bei Homer schon eine große Rolle und fehlte bei keiner Mahlzeit. Die Antike kannte bereits viele Heilpflanzen, die zur Behandlung von Verletzungen, Entzündungen, Infektionen, Schmerzen und anderen Erkrankungen eingesetzt wurden. Einige dieser Pflanzen nutzen wir heute noch in der Medizin: Schafgarbe (Achillea sp.), Beifuß (Artemisia sp.), Tollkirsche (Atropa belladonna), Kamille (Matricaria chamomilla), Schöllkraut (Chelidonium majus), Mutterkorn (Claviceps purpurea), Herbstzeitlose (Colchicum autumnalis), Weidenröschen (Epilobium sp.), Fenchel (Foeniculum vulgare), Nieswurz (Helleborus sp.), Bilsenkraut (Hyoscyamus sp.), Lavendel (Lavandula sp.), Minze (Mentha sp.), Myrte (Myrtus communis), Pfingstrose (Paeonia sp.), Schlafmohn (Papaver somniferum), Wegerich (Plantago sp.), Granatapfel (Punica granatum), Eiche (Quercus sp.), Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Salbei (Salvia sp.), Thymian (Thymus sp.), Meerzwiebel (Drimia maritima), Verbene (Verbena officinalis), Mistel (Viscum sp.) und Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus).

Downloads

Metriken
Views/Downloads
  • Abstract
    1572
  • PDF
    720
Weitere Informationen

Veröffentlicht

2022-02-04

Zitationsvorschlag

Wink, M. (2022). Gift- und Rauschpflanzen in der frühen Antike: Ein Ausflug in die Welt der Ilias und Odyssee. Biologie in Unserer Zeit, 52(1), 29–37. https://doi.org/10.11576/biuz-4988