Per Vogel, Wind und Seilschaft
Die Ausbreitung des Halbschmarotzers Mistel
DOI:
https://doi.org/10.11576/biuz-5722Schlagworte:
Mistel, Wirtsbäume, Frugivorie, Samenverbreitung, Viscin- FädenAbstract
Misteln wachsen auf Ästen und Zweigen von Laub- und Nadelbäumen. Typische Wirtsbäume der Laubholzmistel sind in Mitteleuropa Apfel oder Pappel. Die Besiedlung eines Wirtsbaumes ist ein Zusammenspiel zwischen Eigenschaften des Wirtsbaumes, des Parasiten und seiner Vektoren, im Fall der Mistel von beerenfressenden Vögeln (Zoochorie). Per Vogel erreicht die Mistel geeignete Äste in Baumkronen, die ein erfolgreiches Keimen und Wachsen ermöglichen. Samen verbreitende Drosseln profitieren andererseits von der Beerennahrung in einem von ihnen ausgesuchten, sicheren Ausguck. Aber Misteln breiten sich auch durch „Abtropfen“ innerhalb befallener Bäume aus. Wenn sich die reifen Beeren öffnen, entleert sich das Mesokarp mit den von Viscin und Cellulose überzogenen Samen. Diese Naturstoffe sind von hoher Klebrigkeit und bilden 15 bis 20 Zentimeter lange stabile Fäden, an denen die Samen kleben. Solche Mistelschnüre baumeln im Winter zahlreich aus den Mistelbüschen herab und fallen entweder auf tiefer gelegene Strukturen oder der Wind verdriftet sie in die Umgebung. Offenbar trägt zumindest in manchen Regionen diese Schnur-Wind-Verbreitung zur effektiven Ausbreitung von Misteln innerhalb ihrer Wirtsbäume und deren Nachbarbäume bei. Mistelschnüre ermöglichen eine Vogel-unabhängige Ausbreitung.
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