Gefährliches Halbwissen: Pflanzenvarietäten und Inhaltsstoffe

Autor/innen

  • Alexander Lubsch
  • Philipp Winkler

DOI:

https://doi.org/10.11576/biuz-5993

Abstract

Warum kommt die Therapie mit pflanzlichen Heilmitteln nicht auf einen grünen Zweig? Auch wenn Pflanzenvarietäten sich äußerlich kaum oder gar nicht voneinander unterscheiden – der Schein trügt. Denn die biochemische Zusammensetzung der Stoffwechselprodukte variiert und kann sich mitunter eklatant unterscheiden, so dass sich die Produktqualität signifikant auf den Heileffekt von Therapeutika auswirken kann. Dabei reichen schon einhundert Kilometer zwischen zwei Anbaugebieten, um ganz unterschiedliche Anpassungen einer Pflanze und damit der Inhaltsstoffe herbeizuführen. Da nur die wenigsten Studien auf Varietäten und deren Stoffwechselprodukte eingehen, lässt dies vermuten, dass der überwältigende Teil an Informationen über die Inhaltsstoffe in Heil- und Arzneipflanzen nur eine bestimmte Varietät darstellt, von der nur bedingt auf andere Vertreter derselben Art geschlossen werden kann. Dieses „gefährliche Halbwissen“ kann den Wirkungsgrad des pflanzlichen Therapeutikums verdünnen, verzerren oder sogar gesundheitsschädlich sein und so langfristig die Reputation einer gesundheitsfördernden Phytotherapie in Mitleidenschaft ziehen. Die Erforschung der vielen Pflanzenvarietäten zu forcieren und bestehende Pflanzenmonographien entsprechend zu ergänzen oder gar neu aufzulegen, ist dringend erforderlich.

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Veröffentlicht

2022-11-07

Zitationsvorschlag

Lubsch, A., & Winkler, P. (2022). Gefährliches Halbwissen: Pflanzenvarietäten und Inhaltsstoffe. Biologie in Unserer Zeit, 52(4), 318–320. https://doi.org/10.11576/biuz-5993

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Treffpunkt Forschung