Die sexuelle Revolution in der Algenforschung
Eine Hommage zum 200. Geburtstag von Nathanael Pringsheim
DOI:
https://doi.org/10.11576/biuz-7145Schlagworte:
Grünalgen, Coleochaeta, Urformen der Sexualität, Generationswechsel, Evolution der Landpflanzen, Deutsche Botanische Gesellschaft (DBG) e. V., Biologische Anstalt Helgoland (BAH)Abstract
Nathanael Pringsheim, geboren am 30. November 1823, begann seine wissenschaftliche Laufbahn mit Studien in Philosophie und Medizin, bevor er sich der experimentellanalytischen Botanik zuwandte, deren Entwicklung er maßgeblich mitgestaltete und dabei eine Pionierrolle übernahm. Seine Forschungen zu Algen veränderten das zeitgenössische Verständnis von Sexualität, die er als allgemeines Lebensprinzip erkannte. Er identifizierte bei Algen zudem einen Generationswechsel zwischen sexueller und asexueller Fortpflanzung, welcher die genetische Vielfalt und Anpassungsfähigkeit fördert. Im Verlauf der Evolution der Landpflanzen ermöglichen Variationen im Generationswechsel die Eroberung neuer Lebensräume. Pringsheims Arbeit markiert den spannenden Übergang zur modernen Naturwissenschaft. Einerseits stand er der spekulativen Naturphilosophie und Metaphysik kritisch gegenüber und war bei seiner Untersuchung der individuellen Pflanzenentwicklung bereits fest in der modernen Biologie und Zelltheorie verankert. Andererseits hielt er an einer von Goethe beeinflussten idealistischen Evolutionstheorie fest. Seinen wissenschaftlichen Einfluss und sein organisatorisches Geschick nutzte er zur Gründung der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Zudem war er maßgeblich an der Einrichtung der ersten deutschen meeresbiologischen Forschungsstation auf Helgoland im Jahr 1892 beteiligt.